Zecken
Veröffentlichung: Erstveröffentlichung 15.05.2024, erweiterte und aktualisierte Version: 09.05.2025
Autorin: Monika Loerchner
Wir machen es kurz: 10 Fragen zum Thema Zecken an Dr. Ute Claesges, Schulärztin beim HSK-Gesundheitsamt:
- Was ist das Gefährliche an Zecken?
Dr. Claesges: „Bei einem Zeckenbiss können Krankheitserreger übertragen werden. Die häufigsten Erkrankungen, die wir nach einem Zeckenbiss kennen, sind Borreliose und FSME, also Frühsommer-Meningoenzephalitis.“
- Sind diese Krankheiten auch von Mensch zu Mensch übertragbar?
Dr. Claesges: „Nein. Dennoch ist FSME meldepflichtig, Borreliose nur in einigen Gebieten mit erhöhtem Aufkommen.“
Wie entfernt man Zecken am besten?
Dr. Claesges: „Mit einer Zeckenkarte oder einer Zeckenzange. Und zwar ohne die Zecke zu manipulieren.“
Was meinen Sie mit „manipulieren“?
Dr. Claesges: Sie sollen bitte nichts auf die Zecke drauf tun, kein Öl oder Alkohol oder sonst etwas. Und Sie sollten die Zecke nicht drücken oder quetschen, um zu vermeiden, dass vermehrt Speichel oder Darminhalt in die Wunde abgegeben wird und so das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern erhöht wird.
Manchmal bleibt nach dem Entfernen der Zecke noch das Beißwerkzeug in der Wunde stecken. Das ist nicht so schlimm, man sollte die Wunde gut desinfizieren und beobachten, bei zunehmender Rötung den Hausarzt aufsuchen. Die entfernte Zecke entsorgt man am besten in besten in einem dichten Behälter.“
Was ist, wenn ich unterwegs bin und weder Zeckenkarte noch Zeckenzange dabeihabe?
Dr. Claesges: „Sie können auch eine normale Pinzette nehmen –oder einfach die Fingernägel.“
Igitt!
Dr. Claesges: „Man sollte Zecken so schnell wie möglich entfernen, und wenn man nichts anderes zur Hand hat, ist das die beste Möglichkeit.“
- Kann man sich gegen Zecken impfen lassen?
Dr. Claesges: „Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen, am häufigsten sind FSME und Borreliose. Nicht jede Zecke hat diese Keime in sich, doch es wird immer mehr. Durch den Klimawandel sind die Zecken auf dem Vormarsch, sind früher und länger im Jahr aktiv. Gegen Borreliose gibt es leider keinen Impfschutz, aber, wenn erkannt, kann eine Antibiotikatherapie die Erkrankung ausheilen. Gegen FSME ist eine Schutzimpfung möglich. Diese Impfung wird für alle Menschen, die in Risikogebieten leben, empfohlen, außerdem für Personen, die oft im Wald unterwegs sind. Auch wer zu Besuch oder für einen Urlaub in ein Risikogebiet fährt (wie zum Beispiel schon der Marburger Raum), sollte sich vorher impfen lassen.“
(Anmerkung: Der HSK ist derzeit kein Risikogebiet!)
Wie kann man sich noch vor Zecken schützen?
Dr. Claesges: „Durch langärmelige Kleidung und feste Schuhe, die Hosenbeine steckt man am besten in die Socken. Einen zeitlich begrenzten Schutz bieten auch Zeckenmittel und –sprays, die auf die Haut aufgetragen werden.“
Mal ehrlich: Das macht doch keiner im Sommer, oder?
Dr. Claesges: „Doch, manche schon. Je mehr einem das Risiko bewusst ist, desto mehr ist man auch bereit sich zu schützen.
- Wie gehen Zecken bei der Jagd vor?
Dr. Claesges: „Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Zecken von Bäumen springen. Sie sitzen eher im Unterholz, hohem Gras und im Gebüsch. Wenn die Kinder den ganzen Tag draußen oder im Wald waren, sollte man sie abends nach Zecken absuchen. Zecken krabbeln erst einige Zeit am Körper entlang, bevor sie sich festsetzen. Man hat also oft noch Zeit, bevor sie sich festsetzen. Je länger sie sich festgebissen haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.“
- Ich hatte eine Zecke – worauf muss ich jetzt achten?
Dr. Claesges: „Generell sollten Sie die Stelle des Bisses im Auge behalten und bei Anzeichen einer Entzündung einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Problematisch ist, dass zum Beispiel erst nach Tagen oder Wochen Symptome auftreten können. (z.B. grippeähnliche Beschwerden, Gliederschmerzen, Fieber, ringförmige Rötungen, Wanderröte). Dann ist es wichtig, Arzt oder Ärztin darauf hinzuweisen, dass man einen Zeckenbiss hatte. Die sogenannte Wanderröte ist kreisförmig und kann an verschiedenen Stellen am Körper auftauchen.“
- Sind FSME und Lyme-Borreliose heilbar?
Dr. Claesges: „Bei FSME kann man leider nur die Symptome behandeln, es gibt keine spezifische Therapie. Die erste Phase der Erkrankung verläuft häufig wie eine Grippe, in der zweiten Phase kann die Infektion zu Entzündungen von Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark führen mit teils schweren Verläufen und Folgeschäden.
Borreliose dagegen ist mit einer Antibiotika-Therapie heilbar. Früh erkannt liegt die Heilungsrate bei 95-100%. Eine zu späte oder nicht erfolgte Behandlung kann auch zu schweren Krankheitsverläufen führen.“
- Gibt es eigentlich einen Grund oder eine Rechtfertigung für die Existenz dieser lästigen Tierchen?
Dr. Claesges: „Bestimmt. Aber das ist für mich keine Frage. Das können wir ja auch nicht beeinflussen. Und genauso könnte man fragen, wozu wir Menschen existieren….