STI - Sexuell übertragbare Erkrankungen
Veröffentlichung: 01.09.2025
Autorin: Monika Loerchner
„Sex macht Spaß!“ – Christel Blumenstein-Carrara, HIV-Beauftragte des Hochsauerlandkreises, spricht Klartext. Das sorgt zwar in den Schulklassen, die sie besucht, oft für Gekicher, doch ihr ist wichtig, den jungen Menschen nicht die Freude am Sex zu vermiesen. Stattdessen setzt sie auf Aufklärung durch Informationen.
Und die machen nicht immer Spaß: Sexuell übertragbare Infektionen sind nach wie vor ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Denn auch wenn es einem peinlich ist, wenn im Intimbereich etwas auffällig ist, sollte mal ein Arzt drauf gucken. Oder eine Ärztin.
Frau Blumenstein-Carrara, was sind die häufigsten durch Sex übertragbaren Krankheiten?
Christel Blumenstein-Carrara (CBC): „Das sind Feigwarzen, Hepatitis B, Herpes, Chlamydien, Syphilis und Gonorrhoe bzw. Tripper. Auch Aids ist leider immer noch ein Thema.“
Gegen all das kann man sich mit einem Kondom schützen, richtig?
CBC: „Ganz genau! Oder mit einem sogenannten Frauenkondom, dem Femidom. Bei Oralverkehr kann man sich ebenfalls mit einem Kondom oder einem Lecktuch schützen.“
Merkt man es denn, wenn man sich mit einer STI angesteckt hat?
CBC: „Meistens schon, aber erst, wenn die Krankheit ausbricht. Dann tut auf Toilette gehen weh, Sex tut weh, man hat Ausfluss, es juckt und brennt. Oft wundern sich die Menschen, die in meine Beratung kommen, wenn ich sie nach Halsschmerzen frage. Durch ungeschützten Oralverkehr kann man aber auch einen Tripper im Hals bekommen.“
Das klingt schmerzhaft…
CBC: „Ist es auch. Bei Chlamydien ist es leider so, dass Männer sie nicht immer und Frauen meist gar nicht bemerken. Das ist deswegen problematisch, weil unbehandelte Chlamydien bei beiden Geschlechtern zu Unfruchtbarkeit führen können. Viele Menschen hatten auch mal welche und wissen es gar nicht, da diese unter Einnahme eines Breitbandantibiotikums mit verschwinden. Junge Menschen sollten sich daher mindestens einmal, bei wechselnden Sexualpartnern mehrmals im Jahr auf Chlamydien testen lassen. Erkannt können die auch sehr gut behandelt werden.“
Sollte man sich dann nicht lieber generell regelmäßig auf alles testen lassen?
CBC: „Chlamydien und HIV sind Ausnahmen, wie gesagt merkt man meist, wenn etwas nicht stimmt. Da muss man aber auch in Bezug auf seinen eigenen Körper achtsam sein. Jungs und Männer merken da eher, dass etwas nicht stimmt, die schauen sich ihr ‚Multitool’ öfter an. Möchten Frauen oder Mädchen ihre Vagina sehen, brauchen sie einen Spiegel, das ist komplizierter, aber eben auch wichtig.
Syphilis ist hier besonders tückisch: etwas 2-3 Wochen nach der Infektion bilden sich da, wo die Bakterien in den Körper eingedrungen sind, kleine Knötchen. Die jucken nicht, die tun nicht weh und heilen von allein wieder ab. Dann ist erst mal Pause, sodass sich viele nichts dabei denken, selbst wenn sie die Knötchen bemerkt haben.
Und dann?
CBC: „Dann tritt Stufe 2 der Syphilis ein: Nässender, juckender Hautausschlag und Fieber. Das merkt dann jeder.“
Mein Partner oder meine Partnerin hat mich mit etwas angesteckt. Er oder sie hatte also ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer anderen Person, stimmt`s?
CBC: „Nicht unbedingt. Herpes wird beim Küssen übertragen, bei Filzläusen reicht schon Körperkontakt. Auch Krätze ist als ‚Kuschelinfektion‘ bekannt. Bei anderen Infektionen kann eine Schmierinfektion vorliegen. Etwa, wenn man Sexspielzeug einer anderen Person benutzt, ohne es vorher desinfiziert zu haben.“
Ein heikles Thema – und darüber sprechen Sie auch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen?
CBC: „Nach zwei Tagen wird man dabei nicht mehr rot. Gerade in der heutigen Zeit, in der es so einfach ist wie nie, ständig wechselnde Sexualpartner zu haben, ist es wichtig, dass man Bescheid weiß.“
Stimmt. Da wir gerade bei Bescheid wissen sind: Muss man, wenn man sich etwas eingefangen hat, wirklich jedem Sexualpartner und jeder Sexualpartnerin Bescheid geben?
CBC: „Auf jeden Fall! Für welchen Zeitraum das gilt, wird Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin dann sagen. Das gilt übrigens auch für Paare. Hat sich einer zum Beispiel einen Pilz eingefangen, muss der andere mit behandelt werden. Ansonsten spielt man sozusagen Pilz-Ping-Pong, tauscht die Infektion hin und her.“
Wie lange dauert es, bis eine STI ausbricht?
CBC: „Die Inkubationszeiten können ganz unterschiedlich sein. Gerade wenn ein Paar frisch zusammengekommen ist, kann es daher sein, dass plötzlich eine unschöne Überraschung aus dem Vorleben eines Partners auftaucht. Generell sollte beiden, bevor man das Kondom weglässt, klar sein, dass man nichts hat.“
Und das geht einfach so?
CBC: „Manche Tests sind kostenlos, wie etwa der Chlamydientest für Frauen unter 24. HIV-Tests führen wir auch hier im Gesundheitsamt kostenlos durch. Andere Tests werden als IGeL-Leistungen (individuelle Gesundheitsleistungen) angeboten, wenn keine Symptome vorliegen. Dennoch halte ich sie für sehr wichtig.“
Ich fasse zusammen: Kondom, Femidom oder Lecktuch benutzen und - da eine Verhütung mittels Barrieremethoden keinen absoluten Schutz bietet - sich darüber hinaus regelmäßig testen lassen. Das dürfte ja nicht so schwer sein. Oder gibt es etwas, was dem im Wege steht?
CBC: „Wenn ich Schulklassen besuche, schimpfen die jungen Herren schon mal, dass sie nicht genug Geld für Kondome hätten.“
Und was erwidern Sie dann?
CBC: „Dass es Kondome auch in Großpackungen gibt! Da kosten 1.000 Stück gerade mal 160 Euro, ergibt 16 Cent pro Kondom. Also Jungs, legt doch einfach mal zusammen!“
Christel Blumenstein-Carrara, Aids-Beauftragte beim HSK-Gesundheitsamt, hat für uns die Top 6 der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zusammengetragen.
- Feigwarzen
Einen vollständigen Impfschutz gegen Feigwarzen gibt es nicht. Feigwarzen können entfernt werden. Je früher, desto besser, da sie hochgradig ansteckend sind.
- Hepatitis B
Akute Hepatitis B führt zu einer schmerzhaften Leberentzündung. Man kann sich gegen Hepatitis B impfen lassen.
- Herpes
wird durch ein Virus verursacht. Leider gibt es weder eine Impfung dagegen noch eine Heilmöglichkeit.
- Chlamydien
können sehr gut behandelt werden. Unbehandelt können sich zu Unfruchtbarkeit führen.
- Syphilis
kann gut behandelt werden und führt unbehandelt zum Tod.
- Gonorrhoe
(Tripper) kann sehr gut mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Auch HIV ist leider weiterhin ein Thema. Schützt Euch! Wie, das erfahrt Ihr in der Bildergalerie.
Wer anonym und kostenlos einen HIV-Test machen lassen möchte oder Fragen dazu hat, erreicht Frau Blumenstein-Carrara unter der Email-Adresse christel.blumenstein-carrara@hochsauerlandkreis.de oder telefonisch unter 02981 / 94 47 11. Alle Anfragen werden vertraulich behandelt.