Erfahrungsbericht Vermessungstechnikerin

Erfahrungsbericht meiner Ausbildung

Am 01.08.2019 habe ich meine Ausbildung zur Vermessungstechnikerin beim Hochsauerlandkreis begonnen. Ich bin jetzt am Ende des zweiten Lehrjahres.

Schon während meiner Schulzeit war ich mir sicher, dass ich nach meinem Abitur eine Ausbildung machen wollte. Durch ein Praktikum bei einem ÖbVI (öffentlich bestellter Vermessungsingenieur) habe ich erste Einblicke in die Vermessung bekommen. Anschließend habe ich mich beim Hochsauerlandkreis für die Ausbildung zur Vermessungstechnikerin beworben.

Das Katasteramt des Hochsauerlandkreises ist auf zwei Dienststellen aufgeteilt, auf die Kreishäuser Arnsberg und Brilon. Je nach Wohnortnähe findet die Ausbildung entweder in Arnsberg oder Brilon statt, mein Dienstort ist in Arnsberg.

Unsere Aufgabe ist es, Geobasisdaten des Liegenschaftskatasters (Daten mit Raumbezug die Gebäude und Flurstücke beschreiben) zu erheben, führen und bereitzustellen.

Der Fachdienst 43 „Liegenschaftskataster und Vermessung“ ist aufgeteilt in drei Sachgebiete. Die Ausbildung findet hauptsächlich im Sachgebiet 43/11 „Kundenservice und Fortführung“ in Arnsberg bzw. im Sachgebiet 43/12 „Kundenservice und Fortführung“ in Brilon und im Sachgebiet 43/2 „Vermessung und Katastererneuerung“ statt. Das dritte Sachgebiet heißt 43/3 „Grundstückswertermittlung“.

 

Die Übernahme von Vermessungen ins Liegenschaftskataster erfolgt im Sachgebiet 43/11. Entweder werden dort Liegenschaftsvermessungen von ÖbVIs und anderen externen Vermessungsstellen oder aus dem Sachgebiet 43/2 eingereicht. Zunächst überprüfen wir die Vermessungsschriften auf Vollständigkeit und inhaltliche Korrektheit. Im Anschluss arbeiten wir die Änderungen in die Karte ein.

Im SG 43/11 ist auch die ABK (= Amtliche Basiskarte) angesiedelt. Die ABK ist eine Karte im Maßstab 1:5000, die die eigentumsorientierte Liegenschaftskarte und die topographischen Karten miteinander verbindet. Da die ABK-Neuerfassung mittlerweile abgeschlossen ist, aktualisieren wir alle 3 Jahre die ABK im gesamten Kreisgebiet. Im Rahmen der ABK-Aktualisierung vergleichen wir das aktuelle Kartenbild mit aktuellen Orthophotos und anderen Produkten, wie z. B. Schummerungen und Neigungskarten. Dort erkennt man Veränderungen in der Nutzung, Topographie, Böschungen und im Gebäudebestand, diese arbeiten wir in die Karte ein. Da man nicht alles im Innendienst ausmachen kann, fahren wir in den topographischen Außendienst, um Unstimmigkeiten zu klären.

 

Das Sachgebiet 43/2 führt den vermessungstechnischen Außendienst durch, z. B. Gebäudeeinmessungen, Grenzvermessungen und Grenzanzeigen. Im Außendienst setzen wir einen GNSS-Empfänger und ein Tachymeter ein. Im Innendienst bearbeiten wir die Messdaten und zeichnen Fortführungsrisse. Fortführungsrisse sind unmaßstäbliche Zeichnungen, in welchen die Vermessung dokumentiert wird.

 

 

Ein weiterer Ausbildungsabschnitt findet im Fachdienst Geoservice in Brilon statt. Dort erstellt man Themenkarten, wie z. B. für Flyer. Coronabedingt konnte ich bisher nur sehr kleine Einblicke in den Geoservice bekommen.

Der Berufsschulunterricht findet in Blockform am Fritz-Henßler Berufskolleg in Dortmund statt. Hauptsächlich wird der Fachunterricht in den Bündelungsfächern Geodatenerhebung und Geodatenmanagement unterrichtet. Als Nebenfächer habe ich Wirtschaft, Politik, Englisch, Sport, Religion und Deutsch, wovon der Wirtschaftsunterricht prüfungsrelevant ist. Die Schulblöcke dauern ca. 6 bis 7 Wochen; man hat zwei Blöcke pro Lehrjahr.

Ich fahre mit dem Zug der RE 57 von Arnsberg nach Dortmund. Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten. Das Praktische ist, das mir für die Zugtickets keine Kosten entstehen, da der HSK die Kosten für das Azubi-Abo Westfalen in der Höhe von 62€ pro Monat trägt. Mit dem Azubi-Abo Westfalen kann ich alle Busse und Bahnen im Nahverkehr in ganz Westfalen zu dienstlichen Gründen wie auch in der Freizeit nutzen. Wer das Azubi-Abo in ganz NRW nutzen möchte muss lediglich einen Eigenanteil von 20€ pro Monat zahlen.

 

Nach dem ersten Ausbildungsjahr konnte ich mich entscheiden, ob ich Vermessungstechniker oder Geomatiker werden möchte. Die Geomatiker haben Berufsschulunterricht in Hagen am Cuno 2 Berufskolleg und die Ausbildung findet hauptsächlich im Fachdienst Geoservice statt.

 

Zu Beginn des zweiten Lehrjahres findet die Zwischenprüfung statt. Sie wird in der Berufsschule geschrieben und dauert 120 Minuten, dort werden alle Unterrichtsinhalte des ersten Lehrjahres abgefragt. Zum Lernen bekommt man während der Arbeitszeit ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt.

 

Da wir als Katasterbehörde nur hoheitliche und keine technischen Vermessungen durchführen dürfen, finden verschiedene Praktika statt, um Einblicke in die technischen Vermessungen zu bekommen. Im 2. Lehrjahr sind beispielsweise Praktika bei der Firma imp in Arnsberg-Oeventrop und bei ÖbVIs geplant. Im dritten Lehrjahr finden Praktika bei Straßen NRW, der Bezirksregierung (Flurbereinigung) und dem Grundbuchamt statt.

 

Allerdings ist meine Ausbildung durch Corona geprägt, weshalb einige Sachen anders gekommen sind, als sie geplant waren. So wurde beispielsweise das Praktikum bei der Firma imp abgesagt und die Praktika bei den ÖbVIs auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Auch der Berufsschulunterricht ist von den Einschränkungen betroffen. So konnten wir die Höhe des 45m hohen Dortmunder Weihnachtsbaumes nicht bestimmen, da der Weihnachtsbaum nicht aufgebaut wurde. Im zweiten Schulblock des 2. Lehrjahres fand alles online statt, sodass die Klassenfahrt nach Bonn, wo man u. a. die Uni besucht, ausfiel.

 

Ich bin mit meiner Ausbildung beim HSK sehr zufrieden, da die Kollegen sehr freundlich und hilfsbereit sind und mir bei Fragen immer weiterhelfen. Die Ausbildung ist sehr vielfältig gestaltet, da man beim HSK in den verschiedenen Sachgebieten mitarbeitet und durch die Praktika noch tiefere Einblicke in das Vermessungswesen bekommt. Nach der Ausbildung ist der Einsatz in einem Sachgebiet geplant.

Man sollte keine Angst vor der Mathematik mitbringen, da z. B. Trigonometrie und Strahlensätze die Grundlage für die vermessungstechnischen Berechnungen sind.

 

Falls ich Interesse wecken konnte, dann bewirb dich beim HSK!