Erfahrungsbericht Vermessungstechnikerin
1. Berufswahl
Schon vor dem Absolvieren meines Abiturs war für mich klar, dass ich eine Ausbildung machen möchte, da ich erst einmal genug hatte vom ständigen „Schulbank drücken“.
Genauso klar war für mich, dass der Beruf, den ich erlerne, sowohl einen praktischen als auch einen theoretischen Schwerpunkt haben sollte.
Durch einen Tipp aus meiner Familie hegte ich bereits Interesse an einem Beruf in der Vermessung. Um mich zu vergewissern, was mich in diesem Beruf genau erwartet, informierte ich mich auf der Berufsinformationsbörse in Meschede über das Aufgabenfeld der Vermessungstechnikerin.
Seit diesem Zeitpunkt war meine Neugier geweckt. Aufgrund der Kooperation zwischen meiner damaligen Schule und der Agentur für Arbeit konnte ich meine Kenntnisse über das Berufsfeld „Vermessungstechnik“ erweitern und mich ausführlich über mögliche Weiterbildungschancen informieren. Um mich endgültig festlegen zu können, ob ich diesen beruflichen Weg einschlagen möchte, entschied ich mich für ein zweiwöchiges, freiwilliges Praktikum beim HSK. Nach diesem Praktikum bewarb ich mich anschließend auf die ausgeschriebene Stelle als Auszubildende zur Vermessungstechnikerin.
2. Ausbildungsalltag und Berufsschule
Die Hauptaufgaben der Katasterbehörden, welche den Kreisen und kreisfreien Städten angesiedelt sind, umfassen die Erhebung, Führung und Bereitstellung der Daten des Liegenschaftkatasters. Liegenschaften umfassen die Flurstücke und dessen Bebauung. Anders ausgedrückt verwalten und führen wir die Karten des Hochsauerlandkreises und halten sie stets aktuell.
Die Ausbildung als Vermessungstechnikerin beim Hochsauerlandkreis ist sehr abwechslungsreich, da der Fachdienst „Liegenschaftskataster und Vermessung“ in drei Sachgebiete gegliedert ist. Zunächst habe ich am Standort Brilon meinen festen Büroarbeitsplatz, wo ich den größten Teil meiner Ausbildung absolviere. Um jedoch im Innendienst tätig zu werden, muss irgendjemand vorher im Außendienst aktiv gewesen sein.
In den Außendienst fahren wir als „Messtrupp“ mit regulär zwei Personen (+ Auszubildende/r). Dort üben wir hoheitliche Vermessungen aus, darunter fallen u.a. die Vermessung der Grenzen, Grenzanzeigen, Teilungsvermessungen oder Gebäudeeinmessungen. Häufig tätigen wir auch Vermessungen, die zur Verbesserung des Katasters dienen. Nach dem Außendienst muss der dazugehörige Innendienst getätigt werden.
Bei der innendienstlichen Nachbearbeitung fertige ich die Dokumente an, welche meine Vermessung dokumentieren. Dazu gehören beispielsweise die Messdatenprotokolle und ein Fortführungsriss als visuelle Darstellung des Messungsaufbaus. Diese „Vermessungsschriften“ werden daraufhin zur Übernahme dem zuständigen Sachgebiet übergeben – der Fortführung.
In der Fortführung bearbeite ich Anträge auf Übernahme in das Liegenschaftskataster, z.B. die Einarbeitung eines neu errichteten Wohnhauses in die Karte. Grundsätzlich gilt in unserer Katasterbehörde das „vier-Augen Prinzip“, daher wird jede Bearbeitung durch einen befugten Mitarbeiter geprüft, welcher dann entscheiden muss, ob die Übernahme fehlerfrei bearbeitet wurde. Erst danach erscheint der Grundriss des Wohnhauses in der Karte.
Wir übernehmen allerdings nicht nur die Messungen, welche von uns selbst, also der Katasterbehörde, durchgeführt wurden, sondern arbeiten eng mit den Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren zusammen. Diese sind dazu angehalten, ihre Katastervermessung bei der zuständigen Katasterbehörde einzureichen und einen Antrag auf Übernahme in das Liegenschaftskataster zu stellen.
Was den Außendienst angeht, werden wir nicht nur im vermessungstechnischen Außendienst tätig, sondern auch im topografischen Außendienst. Da die sogenannte Deutsche Grundkarte zukünftig von der Amtlichen Basiskarte ersetzt werden soll, werden wir als Topografen tätig.
INFO: Deutsche Grundkarte = amtliche topografische Karte
Amtliche Basiskarte = Schnittstelle zwischen der eigentumsorientierten Liegenschaftskarte und den topographischen Landeskartenwerken.
Im topografischen Außendienst erfassen wir flächendeckend Nutzungen die auf den Flurstücken vorherrschen, beispielsweise Wohnbaufläche, Industrie- und Gewerbefläche, Fließgewässer, Wald etc. Da die Nutzungsartengrenzen nicht immer identisch mit den Flurstückgrenzen sind, müssen die Grenzen so realitätsnah wie möglich, ohne messungstechnische Verfahren, in die Karte gebracht werden. Hierzu werden häufig Luftbilder verwendet, aus denen die Nutzungsartengrenzen abgegriffen werden können. Ebenso wie bei dem vermessungstechnischen Außendienst folgt auch hier eine innendienstliche Nachbearbeitung.
Und damit es noch abwechslungsreicher wird verbringe ich auch Zeit im Geoservice. Obwohl der Geoservice seit 2017 nicht mehr unserem Fachdienst angesiedelt ist, deckt er dennoch eine breite Zeitspanne der Ausbildung ab – zu Recht.
Ein Grund mag sein, dass die Ausbildung als Vermessungstechniker/-in oder Geomatiker/-in im ersten Lehrjahr identisch ist, weshalb Geomatiker und Vermessunsgtechniker gemeinsam unterrichtet werden. Zum 2. Lehrjahr muss sich dann entschieden werden, welcher Fachbereich favorisiert wird und welcher Berufsweg eingeschlagen werden soll. Ab diesem Zeitpunkt trennen sich die Wege in der Berufsschule.
Ich persönlich empfand die Zeit im Geoservice als super, obwohl ich mich im Endeffekt nicht für das Berufsfeld des Geomatikers entschlossen habe. Der Geoservice bringt einem das Lesen der Kartenwerke näher, was ebenso von einem Vermessungstechniker erwartet wird. Außerdem wird der Umgang mit EDV intensiv geübt, man lernt Datensätze u.a. zu verknüpfen, zu filtern, zu analysieren und zu erstellen. Aus diesen Datensätzen werden später Karten erstellt, vor allem thematische Karten wie sie in Museen, Flyern oder entlang von Wander-/Radwegen zu finden sind.
Zu guter Letzt durfte ich einige Wochen in der Wertermittlung verbringen. Hier werden insbesondere Gutachten von sämtlichen Gebäuden, aber auch von Wohnhäusern/Wohnungen erstellt. Ein Gutachten wird vor allem in Erbfällen, Scheidungsangelegenheiten, bei Überschreibungen oder für Sozialämter angefertigt. Hierbei werden vor Ort die Räume ausgemessen und dessen technische Ausstattung und der Zustand dokumentiert. Auf Grundlage der örtlichen Besichtigung wird ein Gutachten erstellt, welches den Verkehrswert des Objektes darstellt.
Wie anfangs schon gesagt, ist die Ausbildung sehr abwechslungsreich. Doch nicht nur Praxis und Theorie beim Hochsauerlandkreis gehören zum Ausbildungsalltag, sondern auch externe Praktika und die Berufsschule.
Ich besuche das Fritz-Henßler Berufskolleg in Dortmund. Hier werden wir in Blöcken unterrichtet, i.d.R. umfasst ein Lehrjahr 13 Wochen Unterricht, das entspricht 2 Blöcken. Wie im obigen Abschnitt schon erwähnt, werden wir im 1. Lehrjahr teilweise mit Geomatikern unterrichtet, ab dem 2. Lehrjahr sind wir eine reine „Vermesserklasse“, da die Geomatiker ab diesem Zeitpunkt in Hagen unterrichtet werden.
Aus dem Sauerland in den Ruhrpott geht es jeden Morgen mit der Bahn. Wir Sauerländer haben unter anderem mit einer der längsten Anreisen von ca. 1,5h (je nach Wohnort). Dies kann während eines Schulblockes schon einmal auf die Nerven schlagen, deshalb nutze ich die Zeit zum Lernen, sodass ich Freizeit habe, wenn ich zu Hause ankomme. Hinzu kommt, dass Bahn fahren nicht günstig ist, im ersten Lehrjahr musste ich fast ein Drittel meiner Ausbildungsvergütung für das Monatsticket aufwenden. Doch der Hochsauerlandkreis erstattet einen großen Teil der Fahrtkosten, was für mich als Auszubildende eine große Unterstützung ist.
Im Allgemeinen bin ich mit meinem Ausbildungsverlauf sehr zufrieden und habe es bisher nicht bereut, den HSK als Arbeitgeber gewählt zu haben. Hier werden neben der Ausbildung auch Ausflüge zum Teambuilding organisiert, wie zum Beispiel eine Fahrt zum Dortmunder Weihnachtsmarkt oder der Besuch des Landtages in Düsseldorf – alles von der Jugend- und Auszubildendenvertretung geplant, welche sich um die Anliegen der Auszubildenden kümmert.
Außerdem sind meine Vorgesetzten, Ansprechpartner und Kollegen stets freundlich und vermitteln mir die Ausbildungsinhalte verständlich und nachvollziehbar. Trotz der umfangreichen Ausbildung ist man später nur in einem Sachgebiet zuständig. Die Möglichkeit, alle Sachgebiete kennenzulernen, erleichtert das Abwägen, welche Arbeitsbereiche mehr und welche weniger begeistern.
3. Externe Praktika
Neben dem gewöhnlichen Arbeitsalltag absolviere ich in den drei Jahren der Ausbildung diverse Praktika, wie es mein Ausbildungsplan vorgibt. Durch diese Praktika habe ich die Möglichkeit, auch andere Bereiche der Vermessung kennenzulernen, die wir bei der Katasterbehörde nicht durchführen.
Folgende Praktika sind in meinem Ausbildungsplan festgeschrieben:
- 6 Wochen bei einem Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur, hier werden neben Katastervermessungen auch Bauvermessungen durchgeführt und Lagepläne zum Bauvorhaben erstellt.
- 4 Wochen bei dem Ingenieurbüro imp GmbH, welches für Leitungsaufnahmen im Auftrag von Stromversorgern etc. zuständig ist.
- 4 Wochen bei Straßen NRW, welche für Vermessungsarbeiten rund um Straßen und Brücken des Bundes sowie für deren regelmäßige messtechnische Überwachung zuständig sind.
- 2 Wochen bei der Flurbereinigungsbehörde der Bezirksregierung Arnsberg, welche für die Neuordnung landwirtschaftlicher Flächen zuständig ist.
- 1 Tag im Amtsgericht, wo die Grundbücher geführt werden.
- 1 Tag im Finanzamt, zur Thematisierung der Bodenschätzung.
- 1 Tag im Katasteramt Dortmund, zur Thematisierung des 3D-Stadtmodells.
Sollte ich mit meinem Erfahrungsbericht Interesse an der Ausbildung geweckt haben, dann sei zu bedenken, dass man für den Beruf des Vermessungstechnikers mit Zahlen umgehen können und auch keine Scheu vor Gesetzestexten haben sollte, denn alles was wir machen, wie wir im Außendienst vorgehen oder gar im Innendienst, ist in Vorschriften niedergeschrieben, an die wir uns stets zu halten haben.
Lust auf eine Ausbildung als Vermessungstechniker/-in beim HSK? – dann bewirb dich!